Schneidersfrau
Die neugierige Schneiderin hat allerdings nur einen Wunsch: Sie will den Heinzelmännchen bei der Arbeit zusehen. Ihr Mann warnt sie, denn dann würden die fleißigen Helfer für immer verschwinden. Als beide die Schneiderstube verlassen, krabbelt der jüngste Heinzelmann aus dem Schrank. Er hatte den Rückzug verschlafen und muss nun zusehen, wie er ungesehen zu den anderen gelangt. So versteckt er sich in einem Wäschekorb und lässt sich von den Schneidersleuten auf den Dachboden tragen, wo er die Nacht und das Erscheinen seiner Freunde erwartet. Kaum schlägt die Uhr zwölf, beginnen die kleinen Helfer mit den roten Kopftüchern ihre fleißige Arbeit, genau wie in der Nacht vorher.
Doch die Schneidersfrau kann ihre Neugier nicht besiegen. Sie streut nachts Erbsen auf den Boden und versteckt sich hinter einem Vorhang. Als die Heinzelmännchen die Schneiderwerkstatt betreten, rutschen sie auf den Erbsen aus. Aufgrund des Lärms wird der Schneider wach. Er hatte seine Frau gewarnt, und nun bekommt sie von einem Heinzelmännchen zur Strafe nicht nur eine lange Nase, sondern wird sogar aus der Schneiderwerkstatt vertrieben.
Die Bürger der Stadt sind traurig, denn die Neugier der Schneidersfrau hat dazu geführt, dass die Heinzelmännchen fortan keine Arbeit mehr für die Menschen verrichten. Doch sie haben daraus gelernt, dass man sich nicht allzu sehr auf andere verlassen sollte. Selber muss man fleißig sein. „Und so rauscht es auch aus den klaren Wassern des Brunnens der Heinzelmännchen.“
Zum Gedenken an diese Geschichte steht noch heute in der kleinen Stadt der Heinzelmännchenbrunnen.
Höhrstation
Die Schneidersfrau
Einblicke in die restauratorischen und konservatorischen Maßnahmen
Als am 12. Mai 2014 Gerrit van Honthorsts großformatiges Gemälde „Anbetung der Hirten“ zur genaueren Prüfung des Erhaltungszustandes in die hauseigene Abteilung für Kunsttechnologie und Restaurierung gebracht wurde, kam mit einer ungeahnten Entdeckung ein Stein ins Rollen.
Zeigte sich doch am oberen Rand überraschender Weise ein ca. 12,5, cm hoher Streifen der bemalten Leinwand, der auf die Rückseite des Keilriemens umgeschlagen war.
Das Bildformat war also um ein beträchtliches Stück in der Höhe verkürzt worden.
Zustand des Gemäldes vor der Restaurierung im verkürzten Format mit ehemaligem Zierrahmen
Rückseite des Gemäldes mit sichtbarem Umschlag der bemalten Leinwand auf der Keilrahmenrückseite.
Rechts ein Detail mit erkennbarer Körperbindung des blau gestreiften Gewebes.
Zustand des Gemäldes im Originalformat nach der Restaurierung durch Robert Hieronymi im Jahr 1940.
Foto von 1946 mit erkennbaren Laufspuren aufgrund eines Wasserschadens.
Kartierung des blauen Streifenmusters und aller Maße der insgesamt drei Gewebeteile, aus denen sich der textile Bildträger zusammensetzt.
Detail aus: Jan Steen, Amnon und Thamar (WRM 2536) mit blau gestreifter Matratze, deren Muster der Leinwand von Honthorsts „Anbetung der Hirten“ gleicht.
Röntgenbild, Gesamtaufnahme.