Saal 7
Fenster zum Barock (wechselnde Sammlungspräsentation)
Poesie der See
21.05.2020-28.02.2021
Wind und Wasser waren das Lebenselixier der Niederlande im 17. Jahrhundert. Große Handelsschiffe kreuzten auf den Ozeanen. Beladen mit Kolonialwaren und Sklaven spülten sie unermesslichen Reichtum in die junge Republik. Eine mächtige Kriegsflotte sicherte die Vorherrschaft. Lastenkähne und Fährboote bevölkerten Flüsse und Kanäle. Der Fischfang garantierte Nahrung und Einkommen. Die Trockenlegung von Seen lieferte Weideland und dringend benötigten Lebensraum für die stetig wachsende Bevölkerung. Dämme, Deiche und von Windmühlen angetriebene Wasserpumpen verteidigten das Land gegen Wellen und Sturm.
Der Stolz auf diese Erfolge, aber auch das Wissen um die Gefährdungen durch die Naturgewalten prägten Kunst und Kultur. Zahllose Schriften, Gedichte, Seekarten, Graphiken und Gemälde schwelgten in der maritimen Welt – mit unterrichtender, vergnüglicher oder moralisierender Absicht.
Die barocke Vorstellung von der Vergänglichkeit aller irdischen Freuden sah in der Seefahrt ein Sinnbild für die Lebensreise und die Unbeständigkeit des Glücks. Der Wellengang galt als Symbol für bestimmte Gemütszustände. So stand z.B. die stürmische See für die Gefühlswallungen der Liebe.
Im Unterschied zu traditionsreichen Seefahrernationen wie England oder Spanien gelangt die Marinemalerei in den Niederlanden früh zu großer Blüte. Ihre Stilmittel – der niedrige Horizont, das durch die feucht-salzige Seeluft gedämpfte Kolorit und der weite Blick über das Wasser – revolutionierte die Landschaftskunst. Zahlreiche Künstler spezialisieren sich auf diese Gattung. Sie widmen sich der märchenhaften Exotik ferner Küsten, aber auch den heimischen Poldern und Häfen. Mit großer Naturnähe erfassen sie Wellen, Wolken und Schiffe. Motive und Komposition verraten dennoch künstlerische Phantasie und poetische Inszenierung. Die hier erstmals gezeigten Marinen aus einer Kölner Privatsammlung bezeugen diese „erfundene Wirklichkeit“ facettenreich.
Das Modell eines niederländischen Zweideckers aus der Zeit um 1660/70 (Maritiem Museum Rotterdam) und die illustrierte Seefahrtsgeschichte in Versen von Elias Herckmans aus dem Jahre 1634 (Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud) runden die Schau ab.