Saal 3
Die Natur im Bild - eine Erfolgsgeschichte
Kein anderes Motiv erlebt im 17. Jahrhundert eine so rasante Entwicklung wie die Landschaft. Vom Hintergrundmotiv steigt sie zur eigenständigen Gemäldegattung auf und beherrscht schon bald den Kunstmarkt, insbesondere in den Niederlanden.
Dabei war die Hinwendung der Maler zur Natur nicht selbstverständlich. Biblische und mythologische Historien hatten lange die Vorherrschaft besessen. Doch die verblüffend genaue Nachahmung der Natur mit feinstem Pinsel und leuchtenden Farben überzeugte die Kunstliebhaber von der Bildwürdigkeit. Eine liebliche Landschaft oder ein Blumenstrauß regte zur Kontemplation über Schönheit und Vielfalt der göttlichen Schöpfung an. Höllenansichten und andere bedrohliche Motive zeigten die Kehrseite des gemalten Paradieses.
In den Südlichen Niederlanden überwiegt anfangs noch die märchenhafte Weltlandschaft. Der Panoramablick führt über braun-grün-blau gestaffelte Landschaftskulissen in die Tiefe. Anstelle von Figuren aus Bibel und Mythologie bevölkern allmählich Bauern und Reisende die Gebirge, Wälder und Dörfer. Auch Stillleben präsentieren das Füllhorn der Natur. Sie gleichen Wimmelbildern aus Blüten, Früchten und kleinem Getier.
In den Nördlichen Niederlanden geht die Begeisterung für Landschaftsgemälde mit der zunehmenden Verstädterung Hand in Hand. Der Spaziergang mit den Augen in der gemalten Natur lässt die Enge und Geschäftigkeit des Stadtlebens vergessen. Die Flachlandschaft mit niedrigem Horizont und hohem Himmel wird zum Markenzeichen. Die große Nachfrage fördert eine rasche Arbeitsweise mit dünnem Farbauftrag und preisgünstigen, tonigen Pigmenten. Spezialthemen wie die Mondschein- oder Winterlandschaft werden populär. Darstellungen des mühsam durch Deiche dem Meer abgewonnenen Landes, der Schifffahrt und des Fischfangs – Garanten des Wohlstands – erfüllten die Betrachter mit patriotischem Stolz.