Saal 2
Das Altarbild - Lösungen für eine Aufgabe
In den christlichen Ländern des Mittelalters gehörte der Altartisch (Mensa) zu den wichtigsten Orten überhaupt. Er bildete den Mittelpunkt des Messgottesdienstes und damit den Ort der Verwandlung von Brot und Wein in Fleisch und Blut Christi. Folgerichtig gehörte das Altarbild zu den anspruchsvollsten Aufgaben, mit denen ein Maler des Spätmittelalters betraut werden konnte. Als rückwärtiger Aufsatz (Retabel) schmückte das Altarbild den Altartisch.
Während das Altarbild in Italien meist nicht wandelbar war, entwickelte sich nördlich der Alpen der mehrteilige, über Scharniere auf- und zuklappbare Flügelaltar. Besonders verbreitet ist das Triptychon, ein dreiteiliges Altarbild mit bemaltem (oder geschnitztem) Mittelstück und einem – meist beidseitig bemalten – Flügelpaar. Das Öffnen der Flügelaltäre erfolgte im Rhythmus des Kirchenjahres. Anders als Sie es hier sehen, waren die Retabel meist geschlossen und zeigten eine oft grau in grau bemalte Alltagsseite. Nur zu bestimmten kirchlichen Festen und Feiertagen wurden sie geöffnet und entfalteten dann ihre ganze goldene Pracht.
Auf der Mitteltafel sind die wichtigsten Themen und ranghöchsten Heiligen des Altarbildes dargestellt. So ermöglichten die Flügel ein bedeutungsvolles Verhüllen und Enthüllen religiöser Bilder. Durch die Verbindung mehrerer, teils beidseitig bemalter Tafeln mit Scharnieren gewann man aber gleichzeitig auch mehr Darstellungsfläche: etwa für die Heiligen, denen ein Altar zugeordnet war oder auch für Porträts der Stifter, die das Altarbild bestellt und bezahlt hatten, um ihrer Seele den Weg ins Paradies zu sichern.
Jüngste Forschungen zeigen, dass es gerade in Köln Altarbilder gab, die mit dem übrigen Schmuck des Altars zusammenwirkten: Manche Retabel sind formal und inhaltlich unvollständig ohne das einst davor stehende Altarkreuz.